Weimarer Republik

Zusammenfassung: Die Weimarer Republik (1918-1933) Die Weimarer Republik war die erste demokratische Staatsform in Deutschland und existierte von 1918 bis 1933. Sie entstand nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg durch die Novemberrevolution und endete mit der Machtübernahme Adolf Hitlers. Trotz zahlreicher Krisen und Herausforderungen legte sie den Grundstein für die demokratische Tradition in Deutschland.

Die Novemberrevolution 1918

Im November 1918 stand Deutschland kurz vor der Niederlage im Ersten Weltkrieg. Obwohl die militärische Führung unter Hindenburg und Ludendorff bereits wusste, dass der Krieg verloren war, wurde die Bevölkerung durch Propaganda weiterhin auf einen baldigen Sieg eingestimmt. Am 9. November 1918 kam es zur entscheidenden Wende: Philipp Scheidemann (SPD) und Karl Liebknecht (Kommunisten) riefen jeweils eine Republik aus – Scheidemann eine parlamentarische Demokratie, Liebknecht eine kommunistische Räterepublik. Die SPD setzte sich durch, und damit begann die erste demokratische Phase in der deutschen Geschichte. Diese Novemberrevolution markiert den Grundstein der Demokratie in Deutschland.

Die Dolchstoßlegende

Die militärische Führung um Hindenburg und Ludendorff verbreitete die sogenannte Dolchstoßlegende, um die eigene Verantwortung für die Niederlage abzuwälzen. Diese Verschwörungstheorie behauptete, dass die deutsche Armee „von hinten erdolcht“ worden sei – durch Verrat der Demokraten und Linken, die durch ihre Revolution angeblich das Militär geschwächt hätten. Diese Legende fand in der durch Kriegspropaganda geprägten Bevölkerung Anklang und diskreditierte die junge Demokratie von Anfang an. Sie schuf ein Legitimitätsproblem für die neue Staatsform, das die gesamte Weimarer Zeit belasten sollte.

Die Weimarer Verfassung

Die am 14. August 1919 in Kraft getretene Weimarer Reichsverfassung etablierte Deutschland als föderative Republik. Sie ähnelte in vielen Punkten unserer heutigen Verfassung und beinhaltete eine klassische Gewaltenteilung:

  • Legislative: Reichstag (direkt gewähltes Parlament) und Reichsrat (Vertretung der Länder)
  • Exekutive: Reichskanzler und Minister, gewählt vom Reichstag
  • Judikative: Unabhängige Gerichte

Eine problematische Besonderheit waren die Notverordnungen des Reichspräsidenten, die es ihm erlaubten, in nicht näher definierten Notfällen am Parlament vorbei zu regieren – eine Regelung, die später zum Untergang der Demokratie beitragen würde.

Die Weimarer Koalition

Die erste demokratisch gewählte Regierung wurde von der sogenannten Weimarer Koalition gebildet – einem Bündnis aus der SPD als gemäßigter Arbeiterpartei und dem Zentrum, einer christlich-konservativen Partei (Vorläufer der heutigen CDU).

Der Versailler Vertrag

Der Friedensvertrag von Versailles belastete die junge Republik schwer. Er enthielt den „Kriegsschuldartikel“, der Deutschland die Alleinschuld am Ersten Weltkrieg zuschrieb, und legte hohe Reparationszahlungen fest. Zusätzlich gab es militärische Beschränkungen wie die Entmilitarisierung des Rheinlandes. Die extremen Reparationsforderungen verursachten wirtschaftliche Probleme, die über Generationen hinweg spürbar blieben. In Deutschland entstand ein starker Revisionismus – der Wunsch, diesen als „Schandfrieden“ empfundenen Vertrag zu revidieren.

Das Krisenjahr 1923

1923 erlebte die Republik mehrere schwere Krisen: – Die französische Besetzung des Ruhrgebiets aufgrund ausbleibender Reparationszahlungen – Der darauffolgende Generalstreik, bei dem die Regierung trotz Arbeitsniederlegung Löhne zahlte – Die Hyperinflation, bei der die Währung zusammenbrach und Geld praktisch wertlos wurde Trotz dieser enormen Herausforderungen gelang es der Weimarer Koalition, die Krisen zu bewältigen.

Elitenkontinuität

Ein strukturelles Problem der Republik war die Elitenkontinuität – viele Führungspositionen in Verwaltung und Militär blieben mit Personal aus dem Kaiserreich besetzt. Diese im autoritären System des Kaiserreichs sozialisierten Eliten standen der Demokratie oft skeptisch oder ablehnend gegenüber. Ein prägnantes Beispiel war Reichspräsident Paul von Hindenburg – ein ehemaliger Weltkriegsgeneral, der selbst demokratieskeptisch war und später eine entscheidende Rolle bei Hitlers Machtübernahme spielen sollte.

Wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung

Nach den Krisenjahren folgten ab etwa 1924 die „Goldenen Zwanziger“ – eine Phase wirtschaftlichen Aufschwungs und kultureller Blüte. Der wachsende Wohlstand stärkte die demokratischen Parteien der Mitte.

Die Weltwirtschaftskrise

Der Börsenkrach von 1929 in den USA löste eine weltweite Wirtschaftskrise aus, die auch Deutschland hart traf. Unternehmen gingen pleite, Banken kollabierten, und die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch an. Die wirtschaftliche Not führte zu einer Radikalisierung der politischen Landschaft.

Präsidialkabinette und Ende der Demokratie

Die extremen Parteien an den politischen Rändern gewannen an Zulauf, während die demokratische Mitte ihre Mehrheit im Parlament verlor. In dieser Situation begann Reichspräsident Hindenburg mit sogenannten Präsidialkabinetten zu regieren, die per Notverordnung am Parlament vorbei regierten. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Innerhalb weniger Monate schaffte Hitler die Demokratie ab, verbot die Opposition und errichtete die nationalsozialistische Diktatur. Dies markierte das Ende der Weimarer Republik. Die Weimarer Republik hinterließ trotz ihres Scheiterns ein wichtiges demokratisches Erbe, das nach 1945 zur Grundlage der Bundesrepublik Deutschland wurde.