Zusammenfassung: In diesem Artikel geht es um die Entwicklung der USA vom wirtschaftlichen Boom des Gilded Age über die Reformen der Progressive Era bis hin zu den Roaring Twenties und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise. Besonders hervorzuheben ist der New Deal unter Präsident Franklin D. Roosevelt als Antwort auf die Krise, der den Grundstein für den amerikanischen Sozialstaat und die Konsumgesellschaft legte. Diese historischen Phasen zeigen, wie die USA zwischen extremem Kapitalismus und sozialer Absicherung einen eigenen Weg fanden.
Die USA im frühen 20. Jahrhundert: Das Gilded Age
Die USA kamen im frühen 20. Jahrhundert aus dem sogenannten Gilded Age („vergoldetes Zeitalter“). Diese Zeit war geprägt von einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Bürgerkrieg, der aber sehr ungleich verteilt war. Auf der einen Seite standen die „Robber Barons“, mächtige Großindustrielle, die ganze Branchen dominierten und großen Reichtum anhäuften. Auf der anderen Seite litten viele Arbeiter unter Armut und schlechten Bedingungen. Die soziale Kluft war extrem groß, und auch die Politik war von Korruption und Vetternwirtschaft geprägt.
Die Progressive Era: Reformen für mehr soziale Gerechtigkeit
Ab etwa 1890 versuchten Politiker und Aktivisten in der sogenannten Progressive Era, diese Missstände zu beheben. Diese Bewegung war parteiübergreifend und setzte sich unter anderem für bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, Arbeitsschutzgesetze, ein Verbot der Kinderarbeit und das Frauenwahlrecht ein. Auch wirtschaftliche Reformen, die die Macht der großen Konzerne einschränken sollten, standen auf der Agenda. Bedeutende Persönlichkeiten wie Präsident Theodore Roosevelt unterstützten diese Reformen, die bis heute wichtige Institutionen wie die Lebensmittelaufsichtsbehörde FDA und das amerikanische Banksystem Federal Reserve begründeten.
Die Roaring Twenties: Wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung
Die 1920er Jahre, die sogenannten Roaring Twenties, waren eine Zeit des wirtschaftlichen Wachstums und kulturellen Wandels in den USA. Neue Technologien wie der Tonfilm, Jazzmusik und neue Tanzformen wie der Charleston prägten die Kultur. Die Gesellschaft wurde offener, beispielsweise durch das Frauenwahlrecht und liberalere Einstellungen gegenüber Sexualität. Durch Massenkonsum und steigende Verfügbarkeit von Autos, Elektrizität, Telefon und Radio entwickelte sich eine neue Konsumgesellschaft.
Die Weltwirtschaftskrise und der New Deal
1929 endeten die Roaring Twenties abrupt mit der Weltwirtschaftskrise, die zu massiver Arbeitslosigkeit und Armut führte. Präsident Franklin D. Roosevelt reagierte mit dem New Deal, einem umfassenden Reformprogramm, das kurzfristige Hilfen und langfristige Wirtschaftsreformen verband. Der Staat griff aktiv in die Wirtschaft ein, stabilisierte die Landwirtschaft, führte Sozialversicherungen ein und setzte auf Deficit Spending – also das Ausgeben von geliehenem Geld, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dieses Konzept beruht auf der Theorie von John Maynard Keynes und ist bis heute in der Wirtschaftspolitik relevant.
Der amerikanische Sozialstaat und die Konsumgesellschaft
Der New Deal legte den Grundstein für den amerikanischen Sozialstaat (Welfare State) mit Maßnahmen wie der Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung. Trotz Widerständen von konservativer Seite, die diese Eingriffe als unamerikanisch und illiberal betrachteten, wurden die Reformen weitgehend umgesetzt. In der Folge entwickelten sich die USA zu einer stabilen Konsumgesellschaft, in der der Erwerb von Gütern und Dienstleistungen zentral für das gesellschaftliche Leben wurde.
Fazit
Die Entwicklung der USA im 20. Jahrhundert zeigt, wie das Land zwischen extremem Kapitalismus und sozialem Ausgleich seinen eigenen Weg fand. Vom Gilded Age über die Progressive Era bis zum New Deal entstanden Reformen, die soziale Ungleichheit minderten und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität sicherten. Diese historischen Prozesse sind Teil des Bildungsplans und wichtig für das Verständnis der amerikanischen Geschichte.