Zusammenfassung: Nelson Mandela forderte 1990 im Europäischen Parlament ein sofortiges Ende des rassistischen Apartheid-Systems in Südafrika und betonte die Notwendigkeit der Versöhnung zwischen Schwarzen und Weißen. Die Geschichte Südafrikas ist geprägt von Kolonialisierung, Sklaverei und jahrzehntelanger Rassentrennung, gegen die sich eine breite Widerstandsbewegung bildete. Erst 1994 endete die Apartheid mit den ersten freien Wahlen, doch bis heute bestehen große soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten.
Nelson Mandelas Rede und Forderungen
1990 hielt Nelson Mandela, ein führender Oppositionspolitiker und Symbol des Widerstands gegen die Apartheid, eine bedeutende Rede vor dem Europäischen Parlament. Er sprach über die Realität eines rassistischen Systems in Südafrika, das ohne Verzögerung beendet werden müsse. Was ihn und viele andere zum Handeln antreibe, sei das tägliche Leid und der Tod unschuldiger schwarzer Kinder. Mandela betonte, dass es nicht darum gehe, einen Teil der Bevölkerung zu Gewinnern und den anderen zu Verlierern zu machen. Sein Ziel sei ein Prozess, der Versöhnung schafft und alle Menschen – Schwarze wie Weiße – als Leidtragende des alten Systems anerkennt.
Kurzüberblick zur Geschichte Südafrikas
Um die Situation im Jahr 1990 zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte Südafrikas notwendig. Mitte des 17. Jahrhunderts gründeten niederländische Händler die erste Siedlung, die sogenannte Kap-Kolonie, am südlichen Zipfel Afrikas. Ursprünglich diente sie als Versorgungsstation für Handelsschiffe zwischen Europa und Indien. Die strategische Lage machte sie jedoch bald zum wichtigen Stützpunkt für den internationalen Handel und führte zur Einbindung in den sogenannten Dreieckshandel, bei dem auch Sklaven aus verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und später Mosambik nach Südafrika verschleppt wurden. Diese vielfältige, aber ungleiche Gesellschaft bildete das Fundament späterer rassistischer Strukturen.
Kolonialherrschaft und Apartheid
Im 19. Jahrhundert übernahm Großbritannien die Kontrolle über Südafrika. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte Südafrika 1931 die formale Unabhängigkeit von Großbritannien. Doch die politische und wirtschaftliche Macht blieb in den Händen einer weißen Minderheit. 1948 führte die nationale Partei die Apartheid ein, ein System strikter Rassentrennung. Verschiedene Gesetze bestimmten, wo Menschen verschiedener „Rassen“ leben, arbeiten und zur Schule gehen durften. Die schwarze Bevölkerung wurde systematisch benachteiligt und von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen.
Widerstand und Wandel
Gegen die Apartheid entwickelte sich eine breite Widerstandsbewegung, angeführt vom African National Congress (ANC), zu dessen bekanntesten Mitgliedern Nelson Mandela gehörte. Anfangs setzten viele auf gewaltfreien Protest, doch nach blutigen Polizeieinsätzen wie beim Massaker von Sharpeville 1960 radikalisierte sich der Widerstand zunehmend. Mandela wurde verhaftet und verbrachte fast dreißig Jahre im Gefängnis, blieb aber ein Symbol des Freiheitskampfes. Internationale Sanktionen und der wachsende Druck von innen führten in den 1980er Jahren schließlich zu Reformen. 1990 wurde Mandela freigelassen, 1994 fanden die ersten freien Wahlen statt und Mandela wurde Präsident.
Die lange Dekolonisierung Südafrikas
Obwohl Südafrika schon 1931 formal unabhängig wurde, blieb das Land lange von kolonialen und rassistischen Strukturen geprägt. Die eigentliche Dekolonisierung – also die Überwindung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ungleichheit – dauert bis heute an. Südafrika gilt als Beispiel für einen komplexen und langwierigen Dekolonisierungsprozess, bei dem verschiedene Modelle wie gewaltloser Widerstand, nationale Befreiungsbewegung und Reformen „von oben“ ineinandergreifen. Auch nach dem Ende der Apartheid bestehen weiterhin große Unterschiede in Einkommen, Bildung und Lebensbedingungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
Fazit
Der Kampf gegen die Apartheid in Südafrika zeigt, wie schwierig und langwierig der Weg zu echter gesellschaftlicher Gleichheit sein kann. Trotz politischer Freiheit nach 1994 ist die wirtschaftliche und soziale Dekolonisierung noch nicht abgeschlossen. Das Beispiel Südafrika verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen viele ehemalige Kolonien bis heute konfrontiert sind.