Zusammenfassung: Vietnam war lange Zeit von ausländischen Mächten beherrscht und wurde erst nach Jahrzehnten der Kolonialherrschaft und zwei großen Kriegen unabhängig. Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen 1973 übernahm die kommunistische Partei die Kontrolle über das gesamte Land. Heute ist Vietnam politisch unabhängig, bleibt aber ein autoritärer Einparteienstaat mit neuen wirtschaftlichen Abhängigkeiten.
Die Kolonialzeit in Vietnam
Vietnam ist ein Staat in Südostasien, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts Teil des französischen Kolonialreichs wurde. Die französische Herrschaft führte zu großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen: Frankreich baute Plantagen zur Rohstoffgewinnung auf, entwickelte die Infrastruktur und führte ein Bildungssystem nach französischem Vorbild ein. Für die Mehrheit der Vietnamesen bedeutete die Kolonialherrschaft jedoch Zwangsarbeit, hohe Steuern und soziale Ungleichheit. Schon früh entstand Widerstand gegen die Kolonialherren, besonders durch Guerilla-Gruppen wie die Can-Vuong-Bewegung.
Weltkriege und neue politische Ideen
Im Ersten Weltkrieg wurden viele Vietnamesen als Soldaten und Arbeiter nach Europa gebracht und kamen dort mit neuen politischen Ideen wie Sozialismus und Kommunismus in Kontakt. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Ideen war Ho Chi Minh, der später die Unabhängigkeitsbewegung anführte. Während des Zweiten Weltkriegs besetzten die Japaner Vietnam und schwächten die französische Kolonialherrschaft weiter. Nach dem Krieg nutzten die von Ho Chi Minh geführten Viet Minh das Machtvakuum, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.
Der Weg zur Unabhängigkeit und der Indochinakrieg
Am 2. September 1945 erklärte Ho Chi Minh die Unabhängigkeit Vietnams. Frankreich wollte die Kolonie jedoch nicht aufgeben, und es begann der sogenannte Indochinakrieg (1946–1954). Dieser Krieg war einer der ersten Konflikte des Kalten Krieges: Die Sowjetunion und China unterstützten die kommunistischen Viet Minh, während die USA Frankreich unterstützten. Nach dem Sieg der Viet Minh über die französischen Truppen 1954 wurde Vietnam am 17. Breitengrad in einen kommunistischen Norden und einen westlich orientierten Süden geteilt.
Der Vietnamkrieg und die Wiedervereinigung
Die Teilung Vietnams führte zu einem weiteren langen Krieg: dem Vietnamkrieg (1955–1975). Nordvietnam und der Vietcong kämpften gegen Südvietnam und die USA. Die USA griffen ein, um die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern, aber trotz militärischer Überlegenheit konnten sie sich gegen die Guerilla-Taktik der Vietcong nicht durchsetzen. 1973 zogen die USA ihre Truppen ab, und 1975 übernahm der Norden die Kontrolle über das gesamte Land. Seitdem ist Vietnam wiedervereinigt und wird von der kommunistischen Partei regiert.
Vietnam nach dem Krieg
Nach dem Krieg orientierte sich Vietnam stark an der Sowjetunion und übernahm das sozialistische Wirtschaftsmodell, was zu wirtschaftlichen Problemen führte. Erst mit den Wirtschaftsreformen (Doi Moi) ab den 1980er Jahren entwickelte sich das Land wirtschaftlich und öffnete sich schrittweise für den Welthandel. Politisch bleibt Vietnam aber ein Einparteienstaat ohne Meinungsfreiheit oder freie Wahlen.
Zwischen Unabhängigkeit und neuen Abhängigkeiten
Obwohl Vietnam heute politisch unabhängig ist, bestehen neue wirtschaftliche Abhängigkeiten, vor allem zu China und westlichen Staaten. Der jahrzehntelange Kampf gegen äußere Mächte prägt die Gesellschaft und dient der kommunistischen Partei als Rechtfertigung für ihre Macht. Die Herausforderung für die Zukunft ist es, nicht nur unabhängig, sondern auch politisch frei zu sein.