Zusammenfassung: Der Sowjetkommunismus ist ein politisches System, das auf der Idee einer klassenlosen Gesellschaft basiert, in der alle Produktionsmittel gemeinschaftlich besessen werden. Die Umsetzung begann 1917 mit der Revolution in Russland und führte zu einem Staat, der von einer kommunistischen Partei und einer sogenannten Kaderpartei geleitet wurde. Typisch für dieses System sind die Ablehnung individueller Meinungsfreiheit und die Förderung einer Einheitsmeinung durch Partei und Staat.
Grundidee und Ursprung
Der Begriff Sowjetkommunismus setzt sich aus „Kommunismus“ und „Sowjet“ zusammen. „Sowjet“ ist das russische Wort für „Rat“. Im ursprünglichen Konzept sollten Arbeiterräte (Sowjets) die Gesellschaft organisieren. Die theoretische Grundlage wurde von Karl Marx gelegt, der die Gesellschaft als in Klassen gespalten ansah: das Proletariat (Arbeiterschaft) und die Bourgeoisie (Unternehmer und Wohlhabende).
Klassengesellschaft und Klassenkampf
Nach Marx’ Vorstellung wird ein Mensch bereits bei der Geburt einer Klasse zugeordnet. Das Proletariat, das kaum über Besitz verfügt, arbeitet in Fabriken, die der Bourgeoisie gehören. Die Bourgeoisie erzielt durch die Arbeit der Proletarier Gewinne und zahlt ihnen weniger, als sie durch deren Arbeit einnimmt. Diese Ausbeutung führt zum sogenannten Klassenkampf, bei dem die Arbeiter sich gegen die Bourgeoisie erheben.
Diktatur des Proletariats und klassenlose Gesellschaft
Marx und Lenin gingen davon aus, dass aus dem Klassenkampf eine „Diktatur des Proletariats“ entsteht. In dieser Übergangsphase übernimmt die Arbeiterklasse die politische Macht, enteignet die Unternehmer und verstaatlicht die Produktionsmittel. Ziel ist eine klassenlose Gesellschaft ohne Ausbeutung, in der alle Menschen gleich sind und gemeinsam entscheiden, wie produziert und verteilt wird.
Antipluralismus und Antiindividualismus
Im Sowjetkommunismus wird die individuelle Meinung dem Willen der Mehrheit untergeordnet. Abweichende Ansichten werden nicht geduldet, stattdessen gilt die Meinung der Partei oder des Rates als verbindlich. Dies steht im Gegensatz zum Pluralismus der Demokratie, wo verschiedene Meinungen erlaubt und geschützt sind. Im Kommunismus wird das Wohl der Mehrheit über das des Einzelnen gestellt, was zu einer antipluralistischen und antiindividualistischen Haltung führt.
Die Revolution von 1917 und die Machtergreifung der Kommunisten
Die praktische Umsetzung des Kommunismus begann 1917 in Russland mit der Oktoberrevolution. Die Bolschewiki, angeführt von Lenin, übernahmen die Macht und schufen einen Staat, in dem die Kommunistische Partei die entscheidende Rolle spielte. Besonders unter Stalin wurde die Partei mächtiger als der Staat selbst. Die sogenannten Kader – besonders ausgebildete Parteimitglieder – besetzten wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Sozialistischer Realismus als Kunstrichtung
Im Bereich der Kunst wurde der sozialistische Realismus zur offiziellen Kunstrichtung. Ziel war es, das sozialistische Weltbild positiv und optimistisch darzustellen. Künstler, die sich nicht an diese Vorgaben hielten, wurden unterdrückt, während Werke mit sozialistischer Botschaft staatlich gefördert wurden.
Historische Bedeutung
Die Einführung des Sowjetkommunismus in Russland hatte weitreichende Folgen für das 20. Jahrhundert. Sie beeinflusste zahlreiche Länder, führte zur Entstehung der Sowjetunion und prägte weltweit politische und gesellschaftliche Entwicklungen – etwa in China und Osteuropa. Die Auseinandersetzungen mit anderen politischen Systemen, wie dem Nationalsozialismus, und die Expansion des Kommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg mündeten schließlich im Kalten Krieg und dem Zerfall der Sowjetunion.