Wirtschaftsaufschwung der 1950er Jahre

Zusammenfassung: Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) einen wirtschaftlichen Aufschwung, gingen dabei aber völlig unterschiedliche Wege. In der BRD entstand das sogenannte Wirtschaftswunder durch eine soziale Marktwirtschaft und Unterstützung durch den Marshallplan, während die DDR eine Zentralverwaltungswirtschaft nach sowjetischem Vorbild einführte. Die marktwirtschaftlichen Strukturen der BRD führten langfristig zu mehr Wohlstand und Innovation als das zentral gelenkte System der DDR.

Wirtschaftlicher Neustart 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland wirtschaftlich stark zerstört. Westdeutschland erhielt Unterstützung durch den Marshallplan der USA. Diese Hilfen und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft ermöglichten einen raschen Wiederaufbau und führten zu einem starken Wirtschaftsaufschwung, dem sogenannten Wirtschaftswunder. In dieser Zeit stieg der Lebensstandard schnell, viele Menschen fanden Arbeit und Unternehmen florierten.

Die DDR startete mit schwierigeren Bedingungen, da die Sowjetunion viele Fabriken und Maschinen als Reparationsleistung abbaute und in die Sowjetunion brachte. Dennoch erzielte auch die DDR zunächst ein beachtliches Wirtschaftswachstum, das jedoch nicht von Dauer war.

Die Soziale Marktwirtschaft

Die soziale Marktwirtschaft der BRD verbindet die Prinzipien der freien Marktwirtschaft mit sozialer Absicherung. Staat und Unternehmen sorgen dafür, dass Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen, während soziale Sicherungssysteme wie Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung die Menschen in Notlagen schützen. Ziel war die Schaffung einer sogenannten „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ (nach dem Soziologen Helmut Schelsky), in der die meisten Menschen einen ähnlichen Lebensstandard haben und extreme Armut oder Reichtum selten sind – mit der Realität hatte das allerdings nicht besonders viel zu tun, vielmehr war diese „nivellierte“ Gesellschaft ein Konzept, mit dem Westdeutschland eine mit der DDR vergleichbare gesellschaftliche Gerechtigkeit für sich beanspruchte. In Wahrheit bestanden in der BRD aber erhebliche gesellschaftliche Unterschiede, die sich auch allmählich vergrößerten. Die BRD entwickelte sich zu einer Konsumgesellschaft, in der viele Menschen Zugang zu modernen Konsumgütern wie Autos oder Fernsehern hatten.

Staatliche Eingriffe und Vollbeschäftigung in der BRD

Um wirtschaftliche Krisen zu bewältigen, griff der Staat in der BRD nach dem Vorbild des Keynesianismus ein, indem er im Notfall Geld in die Wirtschaft investierte, um Arbeitsplätze zu sichern. Ziel war eine möglichst hohe Beschäftigung. Arbeitsmarktpolitisch wurden Maßnahmen wie die Anpassung der Sozialabgaben oder der Kündigungsschutz genutzt, um die Beschäftigung zu fördern.

Das Wirtschaftssystem der DDR: Die Zentralverwaltungswirtschaft

Die DDR folgte dem sowjetischen Modell einer Zentralverwaltungswirtschaft. Der Staat bestimmte, was produziert werden sollte, und plante die Wirtschaft in Fünfjahresplänen. Die meisten Betriebe waren staatlich und es gab kaum Privatunternehmen. Die Produktion orientierte sich weniger an den Bedürfnissen der Bevölkerung, sondern mehr an staatlichen Vorgaben, insbesondere an der Schwerindustrie. Innovationen und schnelle Reaktionen auf Nachfrage waren dadurch erschwert, was zu Versorgungsengpässen führte.

Sozialstaat oder Versorgungsstaat?

Die BRD setzte auf einen Sozialstaat, der Menschen in Notlagen unterstützte. In der DDR hingegen gab es einen sogenannten Versorgungsstaat, der jedem Bürger von Anfang an soziale Leistungen wie Arbeit, Bildung und Wohnen garantierte. Das Recht auf Arbeit führte dazu, dass jeder Beschäftigung erhielt, auch wenn diese wirtschaftlich nicht immer sinnvoll war. In der DDR wurde außerdem ein sogenannter Arbeiter- und Bauernstaat angestrebt, der eine möglichst gleiche Gesellschaft schaffen sollte. In der Realität gab es aber auch in der DDR Unterschiede, zum Beispiel durch die Nähe zur Staatspartei.

Vergleich der beiden Systeme

BRDDDR
Soziale Marktwirtschaft, freie Unternehmen, SozialstaatZentralverwaltungswirtschaft, staatliche Betriebe, Versorgungsstaat
Konsumgesellschaft, viele moderne KonsumgüterSchwerindustrie im Fokus, weniger Konsumgüter
angeblich „Nivellierte Mittelstandsgesellschaft“, in Wahrheit aber erhebliche soziale UnterschiedeArbeiter- und Bauernstaat (Ziel), tatsächlich aber Unterschiede durch Parteinähe
Wirtschaftliches Wachstum und InnovationWachstum am Anfang, später Stagnation und Versorgungsprobleme

Langfristig erwies sich das westdeutsche Modell als erfolgreicher. Die BRD erreichte einen höheren gesamtgesellschaftlichen Wohlstand, mehr technologische Innovationen und größere wirtschaftliche Stabilität als die DDR, was sich spätestens nach der Wiedervereinigung deutlich zeigte.