Zusammenfassung: In den 1970er- und 1980er-Jahren veränderten sich Wirtschaft und Gesellschaft in Westeuropa grundlegend. Viele Begriffe aus dieser Zeit begegnen dir im Geschichtsunterricht: Ölkrise, Stagflation, Sockelarbeitslosigkeit und Digitalisierung.
Das Ende des „Golden Age“
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten viele westeuropäische Länder ein „Golden Age“ – eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und Wohlstands. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es fast überall Wachstum, neue Jobs und Optimismus. Doch mit der Ölkrise 1973 endete diese Phase abrupt.
Die Ölkrise
1973 drosselten die wichtigsten Ölförderländer (OPEC) ihre Produktion, weil westliche Staaten Israel im Nahost-Konflikt unterstützten. Der Ölpreis stieg rasant an. Für viele Menschen und Unternehmen wurde Energie plötzlich viel teurer. In Deutschland gab es sogar „autofreie Sonntage“, um Benzin zu sparen. Die leeren Autobahnen wurden zum Symbol für den Stillstand der Wirtschaft.
Stagflation
Die Ölkrise war nur ein Teil des Problems. Gleichzeitig wurde das internationale Währungssystem (Bretton-Woods-System) abgeschafft. Die Folge: Es kam zu einer „Stagflation“. Das bedeutet, dass die Preise steigen (Inflation), aber die Wirtschaft nicht wächst (Stagnation) und Arbeitsplätze verloren gehen. Viele Menschen hatten weniger Geld, während alles teurer wurde. Firmen mussten schließen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter.
Strukturwandel und Sockelarbeitslosigkeit
In dieser Zeit veränderte sich die Wirtschaft stark. Die klassische Industrie – zum Beispiel Kohle, Stahl und Textil – verlor an Bedeutung oder wanderte ins Ausland ab. Gleichzeitig kamen viele Babyboomer auf den Arbeitsmarkt. Es gab zu wenig Jobs für alle, und viele Menschen wurden arbeitslos. Diese dauerhafte Arbeitslosigkeit nennt man „Sockelarbeitslosigkeit“. Besonders Menschen mit wenig Ausbildung hatten es schwer, wieder Arbeit zu finden.
Die „Zwei-Drittel-Gesellschaft“
Viele Menschen hatten Angst, dass ein Drittel der Bevölkerung dauerhaft von Wohlstand ausgeschlossen bleibt. Während zwei Drittel weiterhin am wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben, drohte dem letzten Drittel – vor allem Langzeitarbeitslosen – eine Zukunft ohne Perspektive. Deshalb sprach man von der Gefahr einer „Zwei-Drittel-Gesellschaft“.
Neoliberalismus
Großbritannien und die USA reagierten mit einer neuen Wirtschaftspolitik, dem Neoliberalismus. Die Regierungen unter Margaret Thatcher und Ronald Reagan wollten, dass der Staat sich weniger einmischt. Sie privatisierten Staatsbetriebe, senkten Steuern und kürzten Sozialausgaben. Die Folge: Viele klassische Industriebetriebe mussten schließen, und die Gewerkschaften verloren an Einfluss. Besonders in Großbritannien sorgte das für heftige Auseinandersetzungen, zum Beispiel bei den Bergarbeiterstreiks.
Digitalisierung
Mit der Erfindung des Computers begann ein neuer Strukturwandel. Maschinen und Computer übernahmen immer mehr Aufgaben, für die früher Menschen gebraucht wurden. Wer sich nicht weiterbildete, verlor oft seinen Job. Gleichzeitig entstanden neue Berufe im Bereich Elektronik und Datenverarbeitung. Die Digitalisierung veränderte die Arbeitswelt grundlegend – und tut das bis heute.
Fazit
Die Wirtschaftskrisen der 1970er- und 1980er-Jahre beendeten das „Goldene Zeitalter“ des Wohlstands. Ölkrise, Stagflation, Strukturwandel und Digitalisierung stellten die Menschen vor große Herausforderungen. Viele Begriffe aus dieser Zeit sind auch heute noch aktuell – vor allem, wenn es um Arbeitslosigkeit, soziale Gerechtigkeit und technische Veränderungen geht.